Def. Software-Ergonomie

Versuch einer Begriffsbestimmung.
Software-Ergonomie ist die Wissenschaft, die sich mit einer menschengerechten und benutzungsfreundlichen Gestaltung von Computer-Programmsystemen im Rahmen computergestützter Arbeit befaßt.

Ergonomie verwendet wissenschaftliche Erkenntnisse, um Arbeitsaufgaben, Arbeitsumgebungen und Produkte an die physischen und mentalen Fähigkeiten sowie die Grenzen des Menschen anzupassen, so eine Definition der ISO. Daher fließen in der Software-Ergonomie auch Erkenntnisse aus

  • der Kognitionspsychologie (Wahrnehmung, Problemlösefähigkeiten, Lernen),
  • den Arbeitswissenschaften (Handlungsregulation, Belastung, Qualifikation, Arbeitszufriedenheit, Arbeitsorganisation) und
  • der Informatik (hardware- und softwaretechnische Methoden der Umsetzung)

zusammen, um Gestaltungsziele für aufgabenangemessene und benutzungsgerechte Mensch-Computer-Arbeitssysteme zu entwickeln. Hierdurch soll Gesundheit, Sicherheit, Wohlbefinden und Leistungsvermögen des Benutzers erhalten werden.

Viele Ergebnisse der Software-Ergonomie, haben Eingang in Richtlinien oder Normen gefunden. Die Bildschirmrichtlinie, die DIN 66234 und die DIN ISO 9241 sein hierfür einmal exemplarisch genannt, obwohl eine große Anzahl weiterer Normen ebenfalls tangiert ist. Aufgrund der mittlerweile starken Verbreitung interaktiver, grafikfähiger Benutzungsoberflächen ist die Umsetzung ergonomischer Erkenntnisse zwingend für die Erstellung guter Programme geworden.

Die Qualität eines Software-Produkts bestimmt sich zum überwiegenden Teil aus seiner Benutzungsfähigkeit. Kein Software-Anbieter geht mehr davon aus, daß sein Anwendungsprogramm nur der Funktionalität wegen benutzt wird. Es ist wohl mittlerweile unumstritten, daß die Gebrauchstauglichkeit von Computer-Systemen maßgeblich durch die Gestaltung der Mensch-Computer-Interaktion bestimmt wird. Das Ausmaß an ergonomischer Gestaltung entscheidet sehr oft auch über den kommerziellen Erfolg der Systeme.

Erwiesen ist mittlerweile, daß nichtergonomisch gestaltete Software zu erhöhten Belastungen führt. Diese Belastungen reichen von Kopfschmerzen, Augenflimmern, Streß unter Zeitdruck und bei längerer anhaltender Arbeitsdauer oder ständiger Wiederkehr auch zu körperlichen Beschwerden, wie Verspannungen der Sitz- und Nackenmuskulatur oder in extremen Fällen zu RSI *). Um die Benutzer zu schützen, wurde die ergonomische Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen durch die Bildschirmarbeitsverordnung zur rechtsverbindlichen Mindestanforderung erklärt, die bei der Gestaltung dieser Arbeitsplätze einzuhalten ist. Dies gilt für die am Bildschirmarbeitsplatz eingesetzte Software ebenso.

 

*) RSI = Repetitive Strain Injury, ein Überlastungssyndrom. –>
https://de.wikipedia.org/wiki/Repetitive-Strain-Injury-Syndrom